25.04.2011

Regel 2: Lass dein Herz dein wichtigster Führer sein

The Path to the Truth is a labour of the heart, not of the head. Make your heart your primary guide. Not your mind. Meet, challenge, and ultimately prevail over your nafs (false ego) with your heart. Knowing your ego (higher self/soul) will lead you to the knowledge of God.

Der Weg zur Wahrheit ist eine Arbeit des Herzens, nicht des Kopfes. Mache dein Herz zu deinem ersten Führer. Nicht deinen Verstand. Begegne deinen Nafs (falschen Egos), fordere sie heraus und überwinde sie schließlich – mit deinem Herzen. Im Wissen, dass dich dein Ich (höheres Selbst/Seele) zum Wissen um Gott führen wird.

Für viele Sucher ist es klar, dass die letzten Wahrheiten nicht im Verstand zu finden sind. Dazu ist der menschliche Verstand nicht geschaffen. Er kann nur innerhalb begrenzter Kontexte sinnvolle Ideen entwickeln und verfängt sich leicht in Selbstbespiegelung und Nabelbeschau. Wenn wir unseren Verstand nicht in seine Grenzen verweisen können, brauchen wir gar nicht erst auf eine spirituelle Suche gehen. Wir können ihn allerdings erst dann in seine Grenzen verweisen, wenn wir seine Verdienste würdigen und seine Stärken nutzen.

Schwieriger zu verstehen ist die Arbeit des Herzens. Damit ist nicht die Arbeit der Gefühle gemeint, obwohl diese auch sehr wichtig ist. Das Herz ist der symbolische Sitz der Liebe, und die Liebe ist kein Gefühl, sondern eine Haltung, eine innere Ausrichtung.

Diese Einstellung können wir nur erwerben, wenn wir uns unseren Schattenseiten stellen, die Aspekte unserer Persönlichkeit, die wir entweder ablehnen oder allzu sehr verherrlichen. Das sind Aspekte, die sich in unserem Inneren festgesetzt haben als Folgen von unaufgelösten Traumatisierungen im Lauf unseres Lebens und dem unserer Vorfahren. Die Arbeit besteht darin, die Angst, die mit solchen unbewältigten Erfahrungen verbunden ist, durch Liebe zu ersetzen. Technisch gesprochen, geschieht dies darin, dass die bewusste Aufmerksamkeit, die im Trauma aus der unmittelbaren Erfahrung abgezogen wurde, wieder mit dieser vereint wird. Damit gelingt es, den auf solche Erfahrungen gegründeten Ego-Anteile die Macht zu nehmen und sie zu überwinden.

Was uns bei dieser Arbeit leitet, ist die Gewissheit, die wir in unserem Inneren spüren können, dass wir auf diesem Weg zur Erfüllung kommen. Wir verbinden uns mit der evolutionären Kraft, die in uns als Individuen, in den verschiedenen Kulturen ebenso wie in der gesamten Menschheit wirkt und vorwärts drängt zur Universalität, die wir mit Gott verbinden.


Die Regeln sind dem Roman von Elif Shafak  “The Forty Rules of Love” (2010) entnommen. Diese "Regeln" sind aus dem Schreiben des Romans entstanden und durch die mystischen Lehren des Sufismus inspiriert. www.elifshafak.com
In deutscher Übersetzung ist das Buch 2013 im Kein&Aber-Verlag erschienen.

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