18.06.2011

Regel 29 -1: Mit dem Schicksal aktiv umgehen

Destiny doesn’t mean that your life has been strictly predetermined. Therefore to leave everything to fate and to not actively contribute to the music of the universe is a sign of sheer ignorance.  “The music of the universe is all pervading and it is composed on forty different levels. Your destiny is the level where you will play your tune. You might not change your instrument but how well to play is entirely in your hands. ”

Schicksal bedeutet nicht, dass dein Leben streng vorherbestimmt wurde. Deshalb ist ein Zeichen schierer Ignoranz, alles dem Schicksal zu überlassen und nichts aktiv zur Musik des Universums beizutragen. „Die Musik des Universums durchdringt alles und wird auf vierzig verschiedenen Ebenen komponiert. Dein Schicksal ist die Ebene, auf der du deine Melodie spielen wirst. Du kannst vielleicht dein Instrument nicht wechseln, aber wie gut du spielst, ist ganz in deiner Hand.“


Mit dem Wort Schicksal bezeichnen wir alles, was an unangenehmen Überraschungen im Leben passiert, alles, was wir nicht vorhersehen konnten und berechnet haben und was wir nicht beeinflussen können. Es geschieht dort, wo das Leben in seiner Eigenmächtigkeit und Eigensinnigkeit in unsere Zusammenhänge eindringt und sie durcheinander wirbelt. Wir können das Schicksal nicht kontrollieren oder zähmen, es ist mächtiger als unser Wünschen und Wollen.

Jeder Schicksalsschlag ist eine wichtige Gelegenheit für das Lernen des Annehmens, denn wir definieren als Schicksal geradezu das, womit wir nicht zurecht kommen und was wir nicht akzeptieren können. Jedoch bringt uns der Kampf gegen das, was ohnehin schon geschehen ist, keinen Gewinn, sondern vergeudet nur unsere Ressourcen. Wenn wir lernen, das zu akzeptieren, was sich am meisten gegen das Akzeptieren sträubt, haben wir einen wichtigen Schritt zur Überwindung unserer Eigensinnigkeit getan.

Im Anerkennen des Schicksals anerkennen wir, dass eine höhere Macht unser Leben kontrolliert, und dass wir unsere Aktionen nur in dem Rahmen setzen können, der uns von dieser Macht vorgegeben wird. Wir können uns frei bewegen, solange uns die Gesundheit dafür gegeben ist. Aber wir können nicht so schnell laufen wie ein Olympia-Sieger oder alle Yoga-Übungen so ausführen wie ein Schlangenmensch. Werden wir krank, schaffen wir es vielleicht gar nicht mehr aus dem Bett. Wir können alles Mögliche tun, um Erkrankungen vorzubeugen, aber wenn es uns erwischt hat, können wir uns nur in das Schicksal ergeben und in dem verengten Rahmen das tun, was am sinnvollsten ist.

Wir können also nicht das „Instrument“ wählen, so, wie wir nicht unsere Körpergröße oder Augenfarbe oder auch die Ausstattung unseres Gehirns wählen können, dennoch können wir in diesem vorgegebenen Rahmen unsere Fertigkeiten schulen, unsere innere Größe leben, unsere Wahrnehmung schärfen, unsere Geistesgaben mehren. Unser Gehirn setzt uns Grenzen, sodass die meisten von uns nicht über musikalische Fähigkeiten wie Mozart oder Schubert verfügen, aber innerhalb dieser Grenzen liegt es an uns, was wir aus unseren bescheidenen Talenten machen, ob wir sie fördern oder brach liegen lassen.

Es bringt uns auch nicht weiter, wenn wir die, die andere Instrumente zum Spielen bekommen haben als wir, um diese beneiden. Ich habe eine Klarinette, und du eine Geige. Statt der Klarinette schöne Töne zu entlocken, starre ich auf die Geige und meine, dass ich erst Musik machen kann, wenn ich sie habe. Besser ist es, auf unsere eigenen Fähigkeiten zu vertrauen und sie zur Wirkung zu bringen, indem wir lernen, sie zu entwickeln und zu genießen.

Tun wir das nicht, so missachten wir unsere Gaben, die Geschenke, die wir in dieses Leben mitbekommen haben. Wir haben diese Möglichkeit im Rahmen unserer Willensfreiheit. Und wir haben auch unsere inneren Gründe dafür, wenn, wie schon erwähnt, wir andere Gründe hätten, würden wir unser Leben auch anders führen. Es macht also auch keinen Sinn, wenn wir uns selber oder andere schelten, die Talente zu missachten oder zu vergeuden.

Vielmehr sollten wir unsere Aufmerksamkeit den Gründen schenken, die uns davon abhalten, kreativ und produktiv zu leben, unser Leben zu gestalten statt es an uns vorüberziehen zu lassen. Wenn wir da nachforschen, stoßen wir vielleicht auf Ängste und andere unangenehme Gefühle, die ernst genommen werden wollen. Gelingt uns das, dann wird es uns leichter fallen, wieder zu unserem Instrument zu greifen und unsere einzigartige Stimme zur universellen Sinfonie beizutragen.

Die Regeln sind dem Roman von Elif Shafak  “The Forty Rules of Love” (2010) entnommen. Diese "Regeln" sind aus dem Schreiben des Romans entstanden und durch die mystischen Lehren des Sufismus inspiriert. www.elifshafak.com
In deutscher Übersetzung ist das Buch 2013 im Kein&Aber-Verlag erschienen.

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